Masterstudiengang Theoretische Philosophie

Seit Beginn des Jahres 2012 bietet der Lehrstuhl für Theoretische Philosophie den Masterstudiengang Theoretische Philosophie an. Dieser Master ermöglicht eine Spezialisierung in den Bereichen Metaphysik, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes. Dabei orientieren wir uns an Autoren der klassischen deutschen Philosophie ebenso wie an Autoren der analytischen Philosophie des 20. Jahrhunderts.

Der Masterstudiengang Theoretische Philosophie im Profil

Im Masterstudiengang Theoretische Philosophie erhalten die Studierenden einen forschungsorientierten Einblick in Grundbegriffe und Theorien aus den Bereichen Metaphysik, Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie und der Philosophie des Geistes. Im Forschungsprofil unseres Lehrstuhls liegt der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit Ansätzen der klassischen deutschen Philosophie (Kant, Fichte, Schelling, Hegel) und der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Dabei bilden Denker wie Adorno oder Heidegger ebenso Bezugspunkte wie Frege, Wittgenstein, Strawson, Sellars, Davidson oder Brandom. Mit dem Brückenschlag zur analytischen Philosophie soll nicht nur die Aktualität der vermeintlich längst vertrauten Klassiker aufgewiesen werden, sondern es sollen auch neue Lösungsansätze zu aktuellen Problemstellungen der theoretischen Philosophie entwickelt werden.

Neben einem durchgängigen, viersemestrigen Masterkolloquium finden die Veranstaltungen in Form von Spezialvorlesungen, Forschungsseminaren, Essaykursen und Seminaren zu theoretischen Grundbegriffen statt. Zusätzlich treffen sich alle Studierenden einmal wöchentlich im Mastertutorium „Theoretische Philosophie“. Hier erarbeiten sie gemeinsam mit Dozenten des Lehrstuhls zentrale Werke und Themenfelder der theoretischen Philosophie und erhalten eine individuelle Unterstützung beim Verfassen schriftlicher Arbeiten.

Prüfungs- und Studienordnung für den Masterstudiengang Theoretische Philosophie von 2016 (PDF, 143 KB)

Einige Kenndaten des Masterstudiengangs Theoretische Philosophie

Studienbeginn (1. Fachsemester)
nur zum Wintersemester möglich
Studiensprache(n)
Deutsch, einige Wahlveranstaltungen werden auch auf Englisch angeboten. Latein- oder Altgriechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Kosten
Die Universität erhebt für das Studentenwerk München den Grundbeitrag.
Abschluss
Master of Arts (M.A.)
Regelstudienzeit
4 Semester
Zulassungsbeschränkung (NC)
derzeit nicht geplant
Immatrikulationsvoraussetzungen
siehe Bewerbung

Themengebiete & Inhalte im Masterstudiengang Theoretische Philosophie

Was gibt es in der Welt? Was meinen wir, wenn wir sagen, etwas ist wirklich? Gehört alles, was ist, zur Natur? Ist Freiheit möglich? Was ist Zeit? Die Metaphysik versucht, die fundamentalen Fragen nach den Prinzipien des Seins und der menschlichen Existenz zu beantworten. Dabei verlässt sie sich nicht auf Gefühle oder Intuitionen, sondern auf das vernünftige Denken und die rationale Prüfung von Argumenten. Obwohl die Metaphysik mit gewissem Recht den Anspruch einer prima philosophia erheben kann, steht sie in einem unauflösbaren Verhältnis zu den drei anderen Gebieten der theoretischen Philosophie: Denn warum sollte uns die Natur unserer Erkenntnis, unserer Sprache und unseres Geistes überhaupt hoffen lassen, diese Fragen jemals befriedigend beantworten zu können? Offenbar sind metaphysische Fragen nicht nur fundamental gestellt, sie sind auch ein fundamentaler Bestandteil unseres Selbstverständnisses.

Wie ist Wissen möglich? Was ist Wahrheit? Wann bezeichnen wir eine Überzeugung als gerechtfertigt? Was ist ein Urteil? Gibt es ein Fundament, gibt es Grenzen der Erkenntnis? Mit Fragen wie diesen versucht die Erkenntnistheorie ganz allgemein den Begriff der Erkenntnis zu klären. Ihre Analyse richtet sich dabei auf das in unsere Sprachpraxis eingebettete Aufstellen von Behauptungen, das Nachfragen und argumentative Begründen. Methodisch wie sachlich steht sie daher in engem Kontakt mit der Sprachphilosophie. Erkenntnistheorie will nicht nur die allgemeine Form von Erkenntnis, sondern zugleich die Unterschiede zwischen verschiedenen Erkenntnistypen (z.B. empirischer und apriorischer Erkenntnis) verstehen. Spätestens hier zeigt sich die Bedeutung der Erkenntnis für das Menschsein: Denn was erkennt der Mensch eigentlich, wenn er sich selbst erkennt? Ist (Selbst-)Erkenntnis ein Auszeichnungsmerkmal des Menschseins? Ist sie gar sein höchster Punkt?

Was unterscheidet das Wort „Apfel“ von einem Apfel? Schauen wir uns in der Welt um, dann finden wir dort neben all den Dingen, die für sich selbst stehen (wie Äpfel, Elefanten oder Leuchttürme), auch einige Dinge, die nicht für sich selbst, sondern etwas ganz anderes stehen (wie Wörter, Sätze oder ganze Texte). Diese Dinge nennen wir für gewöhnlich „Zeichen“ und die Eigenschaft, durch die sie sich von all den anderen Dingen unterscheiden, „Bedeutung“. Aber was genau ist das, Bedeutung? Und wie kann aus einem einfachen Ding ein Zeichen werden? Auf Fragen wie diese sucht die Philosophie seit jeher Antworten. Das leitende Interesse ist dabei, wie fast immer in der Philosophie, Selbsterkenntnis: Denn wenn es richtig ist, dass sich der Mensch gegenüber anderen Lebewesen auch und vor allem dadurch auszeichnet, dass er sprechen kann, dann müssen wir Sprache verstehen, um uns selbst zu verstehen.

Unserem alltäglichen Selbstverständnis zufolge sind wir sowohl physische als auch geistige Wesen: Wir haben nicht nur körperliche Eigenschaften (wie Größe, Gewicht oder Haarfarbe), sondern auch mentale Eigenschaften (wie Empfindungen oder Bewusstsein). Wie aber ist das Verhältnis zwischen Körper und Geist zu denken? Haben wir es hier mit zwei vollkommen disparaten Sphären zu tun oder sind Körper und Geist letztlich ein und dasselbe? Wie ist der Satz „Ich habe Schmerzen“ zu analysieren? Sind wir ganz Körper? Oder ganz Geist? Sind wir von Natur aus gespaltene Wesen? Oder gibt es bessere Deutungsmöglichkeiten? Die Fragen und Antworten der Philosophie des Geistes bergen das Potential, unser alltägliches Selbstverständnis massiv in Frage zu stellen.

Literaturkanon

Dieser Literaturkanon ist eine Zusammenstellung grundlegender philosophischer Werke für den Masterstudiengang Theoretische Philosophie. Im Sinne des anvisierten Brückenschlags ist er in die beiden Abteilungen „Klassische deutsche Philosophie“ und „Klassische analytische Philosophie“ unterteilt.

Wie jeder Kanon ist auch dieser in seiner Auswahl anfechtbar. Sinn und Zweck der Zusammenstellung ist, den Studierenden Orientierung und Ausgangspunkt für eigene Erkundungen auf dem weiten Feld der Literatur der Theoretischen Philosophie zu bieten.

Neben einer Shortlist wurde auch eine Longlist erstellt, die Empfehlungen für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Themengebieten der Theoretischen Philosophie enthält. Die Shortlist umfasst die obligatorische Textgrundlage für die Studierenden des Masterstudiengangs Theoretische Philosophie.

Bewerbung, Studienverlauf und Leitfaden

Eine Aufnahme in den Masterstudiengang „Theoretische Philosophie“ ist derzeit nicht möglich. Über etwaige Änderungen wird auf dieser Seite informiert.

1. Semester / WiSe

  • P1: Aktuelle Forschungsprojekte der Theoretischen Philosophie I (6 ECTS)
  • P2: Grundlagenkompetenz auf dem Gebiet der Theoretischen Philosophie (6 ECTS)
  • P3: Analyse, Reflexion und Kritik von Grundproblemen der Theoretischen Philosophie (9 ECTS)
  • WP1: Analyse, Reflexion und Kritik von Spezialproblemen der Theoretischen Philosophie (9 ECTS)
  • WP2: Philologische Exegese auf dem Gebiet der Ästhetik der deutschen Klassik (9 ECTS)

2. Semester / SoSe

  • P4: Aktuelle Forschungsprojekte der Theoretischen Philosophie II (6 ECTS)
  • P5: Analyse, Reflexion und Kritik von Spezialproblemen der Analytischen Philosophie (9 ECTS)
  • P6: Wissenschaftliches Schreiben I (9 ECTS)
  • Aus dem Gemeinsamen Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Profilbereich sind Wahlpflichtmodule im Umfang von insgesamt 12 ECTS-Punkten zu wählen. Dabei sollen im 2. und 3. Fachsemester Wahlpflichtmodule im Umfang von jeweils 6 ECTS-Punkten gewählt werden. Die Wahlpflichtmodule WP GLitN 1 bis WP GLitN 6 dürfen nicht gewählt werden.

3. Semester / WiSe

  • P7: Aktuelle Forschungsprojekte der Theoretischen Philosophie III (6 ECTS)
  • P8: Analyse, Reflexion und Kritik von Spezialproblemen der Klassischen deutschen Philosophie (9 ECTS)
  • P9: Wissenschaftliches Schreiben II (9 ECTS)
  • Aus dem Gemeinsamen Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Profilbereich sind Wahlpflichtmodule im Umfang von insgesamt 12 ECTS-Punkten zu wählen. Dabei sollen im 2. und 3. Fachsemester Wahlpflichtmodule im Umfang von jeweils 6 ECTS-Punkten gewählt werden. Die Wahlpflichtmodule WP GLitN 1 bis WP GLitN 6 dürfen nicht gewählt werden.

4. Semester / SoSe

  • P10: Aktuelle Forschungsprojekte der Theoretischen Philosophie IV (6 ECTS)
  • P11: Abschlussmodul (24 ECTS)

Dieser Leitfaden (PDF, 857 KB) wurde im Wintersemester 2015/16 am Lehrstuhl für Philosophie II (Prof. Dr. Axel Hutter) erstellt, im Wintersemester 2019/20 durchgesehen und aktualisiert. Er versucht, die Ansprüche, die am Lehrstuhl an schriftliche Arbeiten gestellt werden, übersichtlich und nachvollziehbar darzustellen. Der Lehrstuhl empfiehlt diesen Leitfaden daher allen Studierenden zur Lektüre. Wie der Name Leitfaden gleichwohl verrät, will er weniger Vorschriften erteilen, als vielmehr denjenigen eine Orientierung bieten, die sich eine solche wünschen.