Forschungsprofil Lehrstuhl für Metaphysik
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Unsere am besten bestätigten physikalischen Theorien sind vertretbarerweise am ehesten in der Lage, wahre Beschreibungen der fundamentalen Realität zu liefern. Aber was sagen uns diese physikalischen Theorien über die grundlegende Beschaffenheit unserer Welt? Ein Großteil der Forschung am Lehrstuhl für Metaphysik widmet sich der Beantwortung dieser Frage.
Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei insbesondere auf Quantentheorien und den ontologischen Erkenntnissen, die sie über das Wesen der Welt liefern. Einen besonderen Fokus legt die Forschung am Lehrstuhl auf die Frage, welche Lehren man aus dem erstaunlichen Phänomen der Quanten-Nichtlokalität ziehen sollte. Muss man die Realität einer „spukhaften Fernwirkung“ akzeptieren oder gibt es andere Alternativen?
Die Forschung am Lehrstuhl entwickelt eine Vielzahl von Erklärungsansätzen, insbesondere die Möglichkeit verborgener Dimensionen, vieler Welten und neue Feldinterpretationen der Wirklichkeit. Neben der Erforschung von Fragen zur Ontologie der Quantenmechanik untersucht die Forschungsarbeit am Lehrstuhl auch Fragen zum Entstehen von Raumzeit, zur Natur von Licht und elektromagnetischen Feldern und dazu, was unsere grundlegendsten physikalischen Theorien über Determinismus, Kausalität und Wahrscheinlichkeit implizieren.
Was bedeutet es, eine Theorie oder eine Gruppe von Objekten als metaphysisch fundamental zu bezeichnen? Haben wir ein Recht zu behaupten, dass einige wissenschaftliche Theorien fundamentaler sind als andere? In welchem Zusammenhang stehen diese Behauptungen mit dem Reduktionismus? Welche Rolle kann die Philosophie dabei spielen, die fundamentale Natur der Realität zu enthüllen? Ist es von Nutzen, die Fundamentalität einiger Theorien gegenüber anderen zu fördern, Reduktionismus und die Einheit der Wissenschaft zu unterstützen?
Die Forschung am Lehrstuhl für Metaphysik befasst sich mit all diesen Fragen. Zuletzt zielte diese Forschung darauf ab, den Anspruch zu entwickeln, dass Physik zwar in einem wichtigen Sinne metaphysisch fundamental ist und somit nicht nur eine weitere „Spezialwissenschaft“ darstellt. Aber in der Weise, in der die Physik fundamental ist, wird kein Reduktionismus impliziert, der die Autonomie anderer Wissenschaften schmälern würde. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Wissenschaftstheorie wird in einem neuen Projekt die Geschichte der Unity of Science Bewegung und ihre Verbindung zum politischen Aktivismus in Krisenzeiten untersucht.
Die Geschichte der Wissenschaft ist eine Geschichte von Auseinandersetzungen darüber, wie die Welt am besten verstanden werden kann, welche Arten von Erklärungen als akzeptabel, klar, unvoreingenommen und überzeugend angesehen werden sollten und auf welche Arten von Entitäten eine wissenschaftliche Theorie Bezug nehmen sollte. Die Forschung am Lehrstuhl für Metaphysik beschäftigt sich insbesondere mit der Geschichte des Materialismus und Debatten darüber, ob unsere besten wissenschaftlichen Theorien über die Realität auf solche Entitäten Bezug nehmen müssen, die in gewissem Sinne immateriell oder nicht mechanisch sind.
Es wird auch untersucht, was Materialismus bedeutet und wie sich diese Position im Laufe der Jahrhunderte vom klassischen Atomismus bis in die Gegenwart entwickelt hat. Welche Verpflichtungen hatte eine materialistische Naturphilosophie im Laufe der Zeit, und wie stehen diese im Zusammenhang mit den Verpflichtungen einer naturalistischen oder mechanistischen Philosophie? Aktuelle Forschungen am Lehrstuhl konzentrieren sich darauf, wie diese Fragen in der frühen Neuzeit, insbesondere bei Kant, behandelt wurden und welche Lehren diese Debatten für unser heutiges Verständnis von wissenschaftlichen Theorien bieten können.